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SPECIMINA NOVA
DISSERTATIONUM EX INSTITUTO
HISTORICO UNIVERSITATIS
QUINQUEECCLES1ENS1S
DE IANO PANNONIO NOMINATAE
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Pecsi
Janus Pannonius Tudomdnyegyetem
Törteneti Tans^ekenek
EVKÖNYVE
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SPECIMINA NOVA DISSERTATIONUM
EX INSTITUTO HISTORICO UNIVERSITATIS QUINQUEECCLESIENSIS
DE IANO PANNONIO NOMINATAE
PARS PRIMA
A Pecsi Janus Pannonius Tudomänyegyetem
Tört^nettudomänyi
Tanszökenek Evkönyve
1 9 B 5
SPECIMINA NOVA UNIV. QUINQUEECCLESIENSIS
ISTVÄN TÖTH
-
1985.
ZSOLT VISV
I
DAS GROßE KULTBILD DES MITHRAUMS UND DIE PROBLEME
DES MITHRAS-KULTES IN INTERCISA
Intercisa war ein Wichtiges (?lied des pannonischen Wehrsystems,
47 Meilen südlich von Aquincum,
am Ufer der Donau gelegen.
In dem
Ende des 1. Jahrhunderts angelegten Kastell standen bis Ende der
m a r k o m a n n i s c h - sa r m a t i s c h e n Kriege Reitereinheiten,
I ( m i l l i r r l a ) Hemesenorum e q u i tata.
reneinfall von 259/260,
Später,
dann die c o h o rs
nach dem großen B a r b a
wurde dieser Grenzabschnitt von den aus den
Überresten der Kohorte organisierten e q u i t e s s a g i t t a r i i geschützt,
diese wurden dann im 4. Jahrhundert durch zwei cunei ergänzt.
das Kastell
- Um
entstand bereits im 1. -Jahrhundert der vicusA der sich
in Anwesenheit der syrischen Truppen und einer wachsenden Anzahl
orientalischer Bevölkerung zu einer blühenden Siedlung entwickelte.
In dieser Epoche wuchs die Siedlung in ihren Ausmaßen,
ihrer Bauten,
im Niveeu
in ihrem Reichtum und-ihrer Ausbreitung bedeutend an
und schlug den Weg der städtischen Entwicklung ein, begünstigt durch
den Umstand,
daß auf dem Gebiet der Provinz Pannonia
Umkreis von 70 km keine Stadt vorhanden war.
inferior in einem
Seit den Ausgrabungen am Anfang dieses Jahrhunderts erweckte diese
römische Siedlung durch das reiche Fundmaterial,
in erster Linie
durch die Steindenkmäler das Interesse der Forschung.
dazu,
•
So kam es
daß das Ungarische Nationalmuseum in den ersten Jahren u n s e
res Jahrhunderts in den damaligen Weingärten systematische Aus g r a
bungen unternahm und das südliche Gräberfeld und einen Teil der
Siedlung freilegte.
Die Grabungen wurden mit kleineren U n t e r b r e
chungen bis 1949 fortgesetzt,
als sich die Lage durch die Gründung
der Stadt Dunaüjväros entschieden veränderte.
Die Leitung der F o r
schung übernahm das neugegründete Museum der jungen Stadt, und seit
1962, dem Baubeginn der nördlichen Wohnsiedlung sind ununterbrochen
Notgrabungen im Gange,
die auch heute weitergeführt werden.
grabungen wurden bis 1970,
führt.
Es gelang,
ihrem Todesjahr,
Die Aus
von Eszter B. Vägö g e
Intercisa fast vollständig freizulegen,
sodaß sie
gegenwärtig die am gründlichsten bekannte Siedlung Pannoniens d a r
stellt.
In den verschiedenen Gräberfeldern wurden über 3D00 Gräber
erschlossen,
der vicus ist etwa 6D prozentig freigelegt,
und bei
den 1973 begonnene Ausgrabungen im Kastell wird Vollständigkeit an
gestrebt
(A b b . 1 . 1 ) .
Im selben Jahr wurde ein Teil des vicujs bei der südwestlichen
Ecke des Kastells durchforscht.
Auf dem Gelände von 30 x 40 m kam
reiches Fundmaterial ans Tageslicht.
In der ersten Hälfte ries 2.
Jahrhunderts bestand hier wohl eine L e d erbearbeitungswerkstatt mit
dem dazugehörigen Brunnen.
Ende des 2. Jahrhunderts wurde an der
selben Stelle ein Lehmbau erhoben,
tig.
darin war eine Glaswerkstatt tä
Nach dessen Zerstörung - vermutlich in den Jahren 2 5 9/260
wurde über den planierten Ruinen ein Gebäude mit Steinmauern errich
tet.
An der Stelle der einen abgerissenen Wand dieses Gebäudes
wurde die Grube des Grabes Nr.
2000 ausgehoben.
Dieses erwies sich
als ein Teil einer Bestattungseinheit von drei Gräbern.
Später,
in
\
5. Jahrhundert,
wurde in der Nähe noch ein hunnisches oder g e r m a n i
sches Mädehen beigesetzt
(Abh.
1.2).
Das im Titel angegebene Mithras-Relief bildete die Deckplatte
des Grabes Nr.
38
2000 (Abb.
2).
Das nach Südwesten orientierte
(41°)
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Grab
war aus älteren Steinplatten zusammengesetzt,
sich ein großf ormatiger Altac mit der Dedikation:
Libero Telluri.
Tafel gefundene
Es ist fraglich,
wo der andere,
I .o .m . lunoni Reg .
über dem Mithras -
Altar (Deo S o li E lagabalo) ursprünglich stand,
das scheint nicht sein ursprünglicher Ort zu sein.
grab barg zwei ältere Personen,
gaben.
trennt und völlig zertrümmert,
Es ist anzunehmen,
denn
Das gemauerte Stein
und vermutlich auch reiche G r a b b e i
Es wurde aber wahrscheinlich kurz nach der Beisetzung,
in römischer Zeit geplündert,
den.
darunter befand
noch
wobei die Skelette von den Schädeln ge
sodann die Grabbeigaben entfernt w u r
daß die Leichenräuber dabei auch das große
Relief in drei Teile brachen,
denn einige kleinere Bruchstücke,
der rechte Unterarm von Mithras,
ein Stück von Bein des Cautes,
fanden sich in der Nähe des Grabes.
wie
be
Das Grab schien zuerst unversehrt,
was sich dadurch erklären läßt, daß die Grabräuber - wie man es auch
anderswo beobachtete - bemüht wtuen,
die Deckplatte sorgfältig zurück
zulegen.
Oie beiden anderen Gräber der Bestattungseinheit wurden an der
Südseite des Grabes Nr.
200D entdeckt.
fast gleich orientiert (West,
40°;
Beide' sind Ziegelgräber und
42,5°).
2003 wurden gleichfalls geplündert,
Diese Gräber Nr.
2D D 2 und
neben den Versehrten Skeletten
fanden sich gar keine Beigaben (Abb .3 . 1-2).Bezüglich der Datierung
verfügen wir nur über eine einzige unmittelbare Angabe!
gestempelten Ziegel - leg(io)
II ad( i utrix)
die beiden
- stammen laut R.Lörncz
aus der Zeit von Valentinian I. - Es ist noch zu erwähnen,
daß zur
Bestattungseinheit noch der Skelett eines mächtigen Hundes gehörte,
der östlich der Gräber Nr.
2000 bzw.
2002 begraben wurde.
Zur Datierung gibt es außer den gestempelten Ziegeln zwei weitere
Anhaltspunkte:
Zum ersten die Stratigraphie,
wonach die Gräber erst
nach der Zerstörung des Ende des 3. Jahrhunderts erbauten Gebäudesmit Steinmauern
(oder steinernen Grundmauern) entstanden sein dürften,
da sie im Inneren bzw.
an der Stelle der einen entfernten Wand des
Gebäudes zum Vorschein kamen.
Als Zeitpunkt der Zerstörung darf die
erste Hälfte des 4. Jahrhunderts angenommen werden.
40
Zum zweiten die
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41
s:
Verlassung und Zerstörung der M i t h r a s - H e i l i g t ü m e r . Das ist em ehesten
nach den dreißiger Jahren des 4. Jahrhunderts denkbar.
hmen,
daß das Heiligtum von Christen zerstört wurde,
drei Gräbern
Christen lagen,
Wenn wir a n n e
bzw. d a ß in den
ist dieses Jahrzehnt der-früheste mögliche
Zeitabschnitt für solche Ereignisse.
Alles in allem läßt sich das Grab Nr.
2D00 - bzw. die Besta t t u n g
seinheit - frühestens auf die siebziger Jahre des 4. Jahrhunderts d a
tieren.
Unter den Funden der erwähnten Ausgrabung ist zweifelsohne das gro ß
formatige Mithras-Relief das bedeutendste,
es verdient sowohl aus rel i
gionsgeschichtlichem als auch aus kunsthistorischem Gesichtspunkt b e
sondere Beachtung (Abb.
4). Das an allen Seiten gerade geschlossene
querrechteckige Relief von 150 x 113 cm zeigt das zentrale Thema der
M i t h r a s - I k o n o g r a p h i e , die T a u r o k t o n o s - G r u p p e . Es handelt sich hier um
ein schönes Beispiel des klassischen Bildtyps der in zahlreichen U n
tertypen vorhandenen bekannten Szene.
Sie ist frontal,
szenen dargestellt,
Cautes, Cautopates,
der Rabe,
die Nebenfiguren,
ohne Be g l e i t
die Schlange und der Skorpion sind vollzählig,
der Hund,
in den oberen
Ecken des Bildfeldes sind sogar Sol und Luna abgebildet.
Den Hintergrund der Szene bildet - wie an den meisten Stücken dieses
Typs - die natürliche Grotte.
Sie kommt aber - im Einklang mit den jeg
lichen Naturalismus meidenden Stilmerkmalen des Reliefs - nur durch
einige äußerst vereinfachte Zeichen zum Ausdruck.
Mithras ist in einer Positur dargestellt,
Donaugegend und Italiens:
wie auf den Reliefs der
der Gott legt seinen linken Fuß auf den Rü
cken des Stiers und preßt mit dem rechten das linke hintere Bein des
zusammenbrechenden Tieres auf die Erde.
Er stoßt mit der rechten Hand
einen Dolch in den Nacken des Stiers und stemmt ihm das Haupt - in sein
Maul und in seine Nüstern greifend - zurück.
Diese Einstellung mit dem
frontal nach außen gewandten Körper des Gottes ist bezeichnend für die
T a u r o k t o n o s - S z e n e , wie sie nach Musterbüchern aus Italien,
der Stadt
Rom und aus Westpannonien dargestellt wurde und weist im Vergleich mit
der Darstellungsart der Reliefs aus der Rheingegend, dem Balkan undaus
Dakien wesentliche Unterschiede auf. Mit der gleichen Musterbuch-Tra-
42
43
dition läßt sich die Anordnung der Stiergestalt in Verbindung b r i n
gen: das rechte Vorderbein liegt zurückgebeugt unter dem stürzenden
Tierkörper,
das linke Vorderbein ist in die Luft gehoben und der
Schwanz hochgestellt.
Dieser endet in einer Ähre aber nur in einer -
wie auf mehreren Beispielen aus der Stadt Rom - und nicht wie geM
wohnlich in drei Ähren.
Bauch des Stieres,
Die breite Schleife der Dpfertiere fehlt am
das klingt auch an Darstellungen aus Italien und
aus der Stadt Rom an.
Hund,
Schlange,
Skorpion und Rabe sind in der üblichen Einstellung,
wie gewohnt angeordnet.
band
Es j.st bemerkenswert,
daß der Hund ein Hals
und die Schlange einen dreigeteilten Kamm am Haupt aufweist.
Letzteres ist äußerst selten im reichen F u n d m a t e r i a i : er ist auf je
einem Beispiel aus der Stadt Rom bzw.
aus Ostia,
ferner an einigen
Denkmälern der Donaugegend und vom östlichen Balkan anzutreffen.
Cautes und Cautopates erscheinen in der traditionellen Einstellung
mit umgeschlagenen Beinen,
Mithras - aus Khyton,
kleid, (AlJ.e drei
ihre Kleidung besteht - wie auch die des
Khlamys und angedeutetem orientalischem B e i n
tragen eine phrygische Mütze auf dem Kopf.
D i d b e i d e n Sol- bzw. Luna- Büsten liefern ein Beispiel für eine
bildhauerische Praxis,
in der diese beiden Göttergestalten nicht
nur als ergänzende Elemente der Komposition aufgefaßt, sondern wäh,
,iii'
rend
ihrer selbständigen T ä t i g k e i t dargestellt sind, u. zw. unter
den Pferden der Q u a d r iga bzw.
der B i g a .
Die ikonographischen Merkmale des Reliefs weisen eindeutug d a
rauf hin,
daß es sich um das Werk eines Meisters handelt,
Traditionen italischer,
folgte.
der den
vielleicht auch stadtrnmischer Musterbücher
Das Relief läßt sich chronologisch wie nach den S t i l m e r k
malen mit einer italischen bzw. w e s t -pannonischen Denkmalgruppe in
Verbindung bringen,
die von der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts
an auf diesen Gebieten den sog. klassischen Typ der Tauroktonos Szene vertritt.
Unsere Bestimmung wird auch durch das relativ hohe
- über dem pannonischen Durchschnitt stehende - Niveau der A u s f ü
hrung unterstützt:
Ein Relief von solcher künstlerischer Qualität
konnte kaum in Pannonien gefertigt worden sein.
44
45
Abb.
4 - Das große kult b i l d von Mithras aus
dem S t e i n k i s t e n g r a b 2000 in Intercisa
Die stilistischen Merkmale des Reliefs sowie die historischen
Umstände vbn Intercisa lassen gleicher Weise eine Datierung auf
den Anfang des 3. Jahrhunderts zu. Die Stilmerkmale sind nämlich
eindeutig durch Bestrebungen bestimmt,
die sich aus den Ü b e r l i e
ferungen der späten Antoninus-Zeit erklären lassen,
aber a r t i s t i
scher sind als jene. Die geschlossene Strenge der Komposition und
die bewußte Vermeidung der naturalistischen Darstellung deuten auch
auf den Anfang des 3. Jahrhunderts. 'Nach der überlegenen b i l d h a u e
rischen Technik und dem Reichtum der formalen Mittel zu urteilen
dürfen wir aber die Entstehungszeit des Reliefs nicht nach den er
sten beiden Jahrzehnten des 3. Jahrhunderts - also nach der Zeit
von Septimius Severus und Caracalla - ansetzen.
Diese Epoche ist
zugleich die Glanzzeit in der Geschichte von Intercisa,
in der die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage der Siedlung die A n f e r
tigung eines Reliefs von solcher Qualität und dessen Transport nach
Intercisa - unter vermutlich hohem Kostenaufwand - ermöglichen
durfte.
Bezüglich der ursprünglichen B e s t i m m u n g unseres Reliefs können
kaum darüber Zweifel a u f k o m m e n ,
es das große Kul^bild eines
Mithräums war. Bedauerlicher- Weide kam im Laufe der bisherigen Gra
bungen in Intercisa k e ’n MithrätMi zum Vorschein,
obwohl man a u f
grund des Fundmaterials annefbmen darf, daß es in der Severus-Zeit
gleichzeitig mehrere Mihträen bestanden.
Den Ausgangspunkt dazu
bieten die großen - also als Kultbild in Frage kommenden - MithrasReliefs bzw. die Zahl der Bruchstücke.
denkbar,
(Prinzipiell ist es zwar
daß in einem Heiligtum auch mehrere große Reliefs s t a n
den, wenn aber 'die Denkmäler am einzelnen Fundorten gruppenweise
Vorkommen,
lassen sie sich mit großer
W a hrscheinlichkeit mit einem
Heiligtum in Zusammenhang bringen.) Gegenwärtig sind folgende Denk
mäler bekannt:
1. ein Kultbild aus dem Grab Nr.
2000 (Anhang C/5),
2. die Figur eines Hundes von einer Mithres-Ta u r o k to n o s - G r u p p e
(Anhang C / 7 ) ,
3. eine. Cautopates-Statue
46
(Anhang C/14),
und
4. ein Relief von großem Format,
auf dem Mithras ohne die üblichen
Nebenfiguren dargestellt war. Das von F. Römer im vorigen Ja h r h u n
dert beschriebene Relief ist seitdem verschollen (Anhang G/6).
Somit können wir auf mindestens zwei große Kultbilder folgern (die
Bruchstücke unter Nr.
2 und Nr. 4 könnten auch zusammengehören),
und
dörfen das Bestehen zweier Mithräen annehmen.
Die Fundumstände der weiteren Mithras-Denkmäler lassen ähnliche
S c h l ußfolgerungen zu.
1. Von einem heute leider nur ungenau identifizierbaren Grundstück
kamen im Jahre 1907 sechs Steinfunde ins Ungarische N a t i o n a l
museum,
die mit dem Kult von Mithras,
deus Sol bzw. dem thra-
kischen Reitergott im Zusammenhang stehen (Anhang B/l-2,
7, 9, bzw.
C/l,
CIMRM II tl825.) Die zahlreiche geschlossene Fundgruppe
läßt die Vermutung zu, daß dieses Grundstück zum heiligen Bereich
Intercisas gehörte,
wo sich unter anderen auch ein Mithräum b e
fand.
2. Die Cautopates-Statue
(Anhang-C/1.4) kam mit der St'einfigur eines .
Löwen,
der über sein Opfer herfällt
vicus,
in u n m i t t e l b a r e r .Nähe des Meilensteines XLVIII zum Vorschein
(auf daf* Karte Nr.
1.).
(Anhang C/15) außerhalb des
An der gleichen Stelle fand man eine tie-
fetßrübe von der Art eines Brunnens und nach einigen Meinungen
ein "Becken" mit Terrazzobelag.
Aus den beiden 'Nachbargrundstücken
konnten außerdem mehrere Meilensteinreste und das Bruchstüdk eines
kleinen Reliefs mit der Darstellung einer Göttin geborgen werden.
Die hier zum Vorschein gekommenen Funde lassen ebenfalls das B e
stehen eines Mithräums vermuten.
Der Umstand,
daß diese Stelle
außerhalb des vicus lag, beeinträchtigt diese Annahme kaum.
3. Nach einer ungewissen mündlichen Ü berlieferung dürfte in unmittel
barer Nähe des Grabes Nr.
2000 und des Kastells,
der Limesstraße noch ein Mithräum gewesen sein.
an der Westseite
Laut dieser Ü b e r
lieferung wurde Anfand unseres Jahrhunderts an dieser Stelle ein
kellerartiger Bau entdeckt,
den.
an d,essen Eingang zwei
"Wächter" stan
Der Fund wurde damals zugedeckt und s e i t d e m noch nicht wie-
47
der ausgegraben.
Aufgrund der Beschreibung ist es nicht ausgeschlos
sen, daß auch dort ein Mithräum stand (auf der Karte Nr. 2).
*
*
*
'
Um das behandelte Mithras-Relief in konkrete r e l i g i o nsgeschicht
liche Zusammenhänge stellen zu können, müssen wir noch kurz die Rolle
des Sol-Kultes im Kultleben Intercisas behandeln.
schickt werden,
schen Kohorte,
Es muß vorau s g e
daß Intercisa in dieser Hinsicht - wegen der s y r i
die hier stationierte,
entalischen Bevölkerung
und wegen der zahlreichen o r i
- in der Religonsgeschichte von Pannonia
inferior und sogar der gesamten Oonaugegend eine Sonderstellung e i n
nahm.
Die orientalisierenrien Tendenzen,
die sich Ende ries 2. und An
fang des 3. Jahrhunderts im Kultlehen der gesamten Donaugegend nachweisen lassen, wirkten auch in Intercisa,
aber in jeder Hinsicht an
ders, und erhielten hier eine besondere Färbung.
Diese Abweichung
zeigt sich auch in der örtlichen Geschichte des Mi.thras-Kultes an.
Es genügt ein Blick auf die heute bekannten Inschriften
tischen Oenkmälern von Mithras,
um feststellen zu können,
und plas
Sol invictus und Deus Sol Elagabalus,
daß der Sol-Kult in Intercisa ein differen-
zierteres Bild zeigt als in Pannonien oder in den anderen Kultzentren
des Donaugebietes.
Auf anderen Gebieten lassen sich nämlich in den so
laren Vorstellungen die Aspekte,
die sich an Mithras anknüpfen von
denen, die von ihm mit Gewißheit zu trennen sind, kaum unterscheiden.
In Intercisa lassen sich diese Aspekte nicht nur genau abgrenzen,
sondern in ihren Zügen wie in ihrem Ursprung ziemlich genau umreißen
und als selbständige Tendenzen in ständiger Wechselwirkung erkennen.
Das Fundmaterial erlaubt heute die Trennung von drei solaren K u l
ten:
a/ die ö f f e ntliche Verehrung von Deus Sol Ela g a b a l u s im Lagerheilig
tum der cohors H e m e s e n o r um;
b/ der Kult des Sol inv i c t us von privatem Charakter unter den S o l d a
ten der Kohorte und unter der Zivilbevölkerung;
c/ die Verehrung M i t h r a s 1 im Kreis der Zivilbevölkerung.
A8
Zur besseren Verständnis der besonderen Züge des Mithras-Kultes in
Intercisa,
sei kurz auf die Rolle der anderen beiden solaren Kulte
verwiesen:
a/ Deus Sol Elegabalus als der d eus p a triu6 der cohors Hemesenorum
wurde in Intercisa bereits lange vor der Thronbesteigung des K a i
sers Elagabalus öffentlich geehrt.
ten
spätestens 2D2 das Recht,
Die Soldaten der Kohorte erhiel
ihren einheimischen Gott im Heilig
tum, das unter der Leitung ries Statthalters und des Kommandanten
der Kohorte erhoben wurde,
öffentlich zu verehren (Anhang A/l-3).
Diese Begünstigung befriedigte allem Anschein nach die p e r s ö n l i
chen kultischen Bedürfnisse der Soldaten:
formatigen,
H
darauf weisen die klein-
jegliche offizielle Äußerlichkeit entbehrenden Altäre
und Votivtafeln (Anhang A/4-5,
B/7b,
8) sowie die Empfehlung einer
Inschrift ex voto p a t e r n o (Anhang B/8) hin.
Dieser Kult war ein
derart wichtiges Element des Kultlebens der cohors Hemesenorum,
daß ein Veteran seinen Altar- dem deo coh(ortis)
fesenorum ) widmete,
(Anhang A/6).
(milliariae) H em
- Von der Bedeutung des Kultes
der heimischen Götter zeugt die gro3e Anzahl der Theophor-Personennamen,
darunter auch der Name A e l a g a b a l u s .
Der Kult des Deus Sol E l ag a b a lus spielte also vom Anfang der
Severus-Zeit an eine zentrale Rolle im Kultleben von Intercisa,
im öffentlichen Kult de.r Soldaten wie in der personalen Andacht.
b/ Aufgrund all dessen können wir - im Einverständnis mit der b i s h e
rigen Forschung - mit Gewißheit annehmen,
dap die zahlreichen In
schriften mit Invokationen an Deus Sol oder Deus S o l in v ictus
ebenfalls dem Kult des Sonnengottes von Hemesa und nicht unmittel
bar dem des Mithras dienten.
Teil von Soldaten gesetzt
Diese Inschriften wurden nämlich zum
(Anhang B/2,
7b, 8), zum Teil von P e r
sonen mit erkennbar orientalischen Namen,
talischer Herkunft
ein Verweis auf o r i e n
(wahrscheinlich aus Hemesa),
(Anhang R/l,
7b,8)
Außerden müssen wir einen im Zusammenhang mit dem Mithras-Kult
in Intercisa außerordentlich wichtigen Umstand besonders beachten
Oie Fundorte lassen nämlich erkennen,
daß die Altäre und Votivta-
49
fein an den Sol invictus im Mithräum (oder Mithräen) aufgestellt
waren.
- Aus gleichen Fundkomplexen stammen zum Beispiel fol g e n
de Denkmäler:
- Anhang B/l-2 und C/l,
7, 9. Diese Gruppe vom vermuteten aber
vorläufig leider nicht identifizierten Ort eines Mithräums
enthält zusammen Denkmäler zu Ehren des Sol invictus und des
Mithras.
o
Je eines wurde von derselben Person gesti fte-t: Anhang
8/1 und C/l.
- Anhang B/4 und C/2, ein Mithras- und ein Sol i n v i c t u s - A l t a r ,
stammen vom gleichen Weingarten.
eine sekundäre Fundstelle,
Es handelt sich gewiß um
die aber auch eine gemeinsame pri
märe vermuten läßt.
- Anhang A/4 und C/5. Das hehandelte große Relief kam also zu
sammen mit einem Altar des Deus Sol Elagabalus aus dem Grab
Nr.
hin,
2000 zum Vorschein.
Dieser Umstand weist wiederum darauf
daß zum betreffenden Grab von einer gemeinsamen Stelle
Steine heranbefördert wurden,
und zwar zweifelsohne von e i
nem Mithräum.
Aus alldem lassen sich z w e i - Schlußfolgerungen ziehen-, zum e r
sten,
daß sich die S o 1 - i n v i c t u s - Inschriften wahrscheinlich ohne
Ausnahme auf den Kult des Sonnengottes von Hemesa beziehen;
anderen,
daß dieser Kult öffentlich im Heiligtum ries Lagers,
vat im Mithräum gepflegt wurde.
zum
pri
Die Besonderheit der Lage wird
dadurch betont, daß deus Sol Elagabalus in Intercisa nicht nur
während der kurzen Regierungszeit des Kaisers Elagabalus aufkam,
sondern bereits seit Anfang des Jahrhunderts eine bedeutende Rolle
im Kultleben der Siedlung spielte.
So ergab sich die Möglichkeit
im Laufe der drei Jahrzehnte der Severus-Zeit zur Herausbildung
synkretistischer Beziehungen zwischen den beiden Kulten.
Ein handgreifliches Ergebnis dieses Prozesses ist die Altardedikation Deo Soli s o c i o (Anhang B/6).
In dieser Göttergestalt -
wie in anderen ähnlichen Dedikationen an anderen Drten des Reiches
- läßt sich mit aller Wahrscheinlichkeit der Sonnengott von Heinesa,
zum theos synnaos von Mithras geworden,
50
erkennen.
c/ Im Mithras-Kult von Intercisa betrachten wir eben diese syrikretistische Beziehung als die bezeichnendste Eigenart.
Aufgrund
der archäologischen Erkenntnisse scheint es mehr als w a h r s c h e i n
lich,
daß in der Siedlung zwei Mithräen bestanden.
schen Denkmäler bezeugen hingegen,
plastischen Schmuck aufwiesen.
Die p l a s t i
das diese Heiligtümer reichen
Dabei fällt der Gegensatz zwi
schen dem Reichtum der plastischen Mi thras-Derikrnä 1 er und der ge
ringen Zahl der Inschriften ins
Auge.
Es scheint aber,
als wür
de die große Anzahl der S o l - invictus-Inschriften - die bezeichnen
der Weise ohne figurale Darstellungen auf treten - oben diese Lücke
schließen und diesen Gegensatz aufheben.
(Die Deutung von B/9 im
Anhang ist völlig ungewiß).
Wenn wir jetzt in Betracht ziehen, was wir weiter oben b e w e i
sen wollten,
das nämlich Mithras und der den Sonnengott von He-
mesa in sich bergende Sol invictus in Intercisa theoi__ synnaoi
waren,
dann kommen wir zu einem Schluß,
der nicht nur die A u f
merksamkeit auf die eigenartigen Züge des M i t h r a s - K u )tes in In
tercisa lenkt,
sondern bekundet, welche außerordentliche A f f i
nität und welche integrierende Kraft dem Mithras-Kult. innewohnte
- wie man es auch in anderen Fällen erkennen konnte - und gibt
damit ein Beispiel von allgemeiner Bedeutung.
< Es scheint nämlich außer 7weifel
zu stehen,
daß in Intercisa
nicht Mithras zweitrangig wurde neben dein Deus Snl Elagabalus,
sondern der Kult des Sol
Das Heiligtum,
von Hemesa im Mi IhTas-Kult aufging. V
aus dem das große Relief und der anonyme Altar
des Deus Sol Elagabalus ans Grab Nr.
war offenbar ein Mithräum,
des Kultes stand,
20D0 geschleppt wurden,
wo neben Mithras,
der im Mittelpunkt
der Sonnengott als selbständige Gottheit a u f
trat und mit dem deus patrius der Soldaten aus Hemesa identisch
war.
Diesem Ergebnis ging gewiß ein längerer Prozeß voran,
im laufe
derer der Kult des Sonnengottes die m o n o t h eistischen Tendenzen
einbüßte,
denn im Lagerkult konnte er trotz aller Begünstigungen
neben dem Kaiserkult und der Verehrung der Staatsgötter nur eine
31
zweitrangige Rolle spielen.
Im Elagabal-Kult des Lag e r h e i l i g
tums mußte außerdem - als natürliche Folge des öffentlichen
Kultes - die persönliche Andacht der offiziellen weichen,
un
terlagen doch die Zeremonien im .Lagerheiligtum strengen Rechts
vorschriften
Gleichzeitig mußte die persönliche Anziehungskraft
des Kultes geschwächt w o r d e n sein,
indem er den steiferen Formen
der römischen Kultpraxis angepaßt wurde.
Daraus folgte wie von
selbst, daß sowohl die Soldaten der Kohorte wie die Z i v i l b e v ö l
kerung,
die ohnehin vom L agerhei 1 igt.um ausgeschlossen war, nach
Möglichkeiten suchten,
um ihre heimische Gottheit in persönlicher
Andacht zu verehren.
Es gibt keine Anzeichen dafür,
daß in Intercisa neben dem o f
fiziellen Lagerheilig.tum ein anderes Elagabalus-Heiligtum vorhan
den gewesen wäre.
Aber wir brauchen es auch nicht anzunehmen, denn
das Mithräum (oder die Mithräen) bot(en)
sowieso eine Möglichkeit
z,um Kult des Sonnengottes von H e m e s a . Der sy.nk^etistische Prozeß,
im Laufe dessen die Kulte des Deus Sol Elagabalus und des neben
Mithras verehrten Sol invictus miteinander verschmolzen,
in Intercisa eine individuell gefärbte,
hatte
aber mit den religiösen
Tendenzen der Zeit im Einklang stehende Entwicklung zur Folge.
*
Budapest,
52
*
*
Dunaüjväros , den 1. August 1975
A N H A N G
A/ Deus Sol Elagabalus
1. -Intercisa I, 325.:
lute impp.
pii eCtl
Deo
[Solli Aelagabalo pro CsJa-
L. Sep. Sevri_[pili et M. Aur. Antoni(niJ
Sep.
Gatae /sic/ C aes.
A u g g ._c o h ( ors)
(milii
aria ) Anto(nina) He mes (enorum ) C . R. s (agittariorurn j_
tculi sub Baebio Caeciliano
est.
Q. Mod(ius) Q ( u i n t i ) f (ilius) Quirina
Rufinus trib.
Caes.
trib.
(tribu)
M. Aur,
Pro s alute et victoria G e r m ( a n i ca)
S e v e ri Antonini p i (i ) felicis Aug.
Parth. m (a )x. Brit. inax. Germanic.
p.p.
p r / a /e-
Etelmplum a solo e x t ru x i t .
2. Intercisa I, 326.:
Imp.
[leg(ago) Aulgg,
pot.
cos.
m(a)x.
pontif.
max
IIII deo patrio Soli Elagabalo
m i l fites ) coh (ortis ) ("nilli ariae ) Hem (esenorum ) Anton(inianae ) dedicatum opus X Kal.
bino cos.
30. J.Fitz,
Sepe.
Messala e.t Sa-
= 214 n. Chr.
Alba Regia
12 / 1 3 1 2 /
257.:
EDeo Solli Ela-
g a b C alc s a c r .l pro s a lu[te dominiorum nn^_[L_
mii Se v e r i pii
Augg.l
[P e r tinacis!
et _M_L_ A u r J
Septi
[ni ni
et Septimii _G etae _C a e s . mi lites c o h q r tj.1 s
t- - -3 Hemesenorum t -
- -Ilibus V T C l a u [- - -J i ■
pr (a )esidl5 I- - -ijussu eius tem[plum a _f u nd a l i
menti s inp e [nd is suis feci e r u n t .
4. Lörincz B., Vezetö
... /Dunaujvaros
1973/ 54.:
Deo Soli E l a g ab a l o. B. Lörincz - Zs. Visy:
Inschriften aus Intercisa.
Neuere
Alba Regia xv 1977.202.
N r . 485 .
53
5. Intercisa I, 335.
= C1MRM II 1826.:
Soli
[AellagTa-
b alo - - -I
6. Intercisa I, 358.:
deo c oh(ortis)
t - - -3 Iui.
S a [1]usti anus vete.
(milliariae) Hemesenorum/ v.s.l-.m.
B/ Sol Invictus
1. Intercisa I. 360 = CIMRM 1 B19.:
D .S .i . A n t ._V e r a n u s
p (ater ) v .s .1.1. m .
2. Intercisa I. 361.
= CIMRM 1820.:
s (tratos ) c(onsulariS)
3. Intercisa I. 366.
D.S.
Iui. D o n a tus
v.s.l.l.ro.
=CIMRM 1828.:
inschriftenloser Altar
an beiden Seiten die Büste von Sol und L u n a .
4. Intercisa I. 362.
M. Ulp.
= CIMRM 1B31. : Soli
invicto deo
Petuernus.
5. Intercisa I. 334.
= CIMRM 1832.:
- - -llimus s t a t (i o n is )
TDleo Soli
Cp 1 ub ^1j_c i
AuCg?
v ^ s .1. tn.
6. Intercisa I. 365.
= CIMRM 1833.:
Deo Soli s o c i o .
7. Intercisa
= CIMRM,1B34.:
a/ S o li A e l . Iuli-
I. 363.
a nus v .s .1,m .
b/ palimpsest:
Soli
[ilntvl
Tul Arbas/?/ iL..3Ihae
[. .1 i_CA n t l o n i [ n] i a Lna? l .
8. Alba Regia XI /1970/ Nr.
s u s opt.. coh.
54
464.: Deo Soli Aur. Barsam-
e x voto p a te r n o cum - - - .
9. Intercisa I. 389.: Rei iefb r u c h s t ü c k . Der Kopf einer
Göttin im Helm, darüber der fliegende V i c t o r i a . Aus
dem Hauptgestalt der Komposition sind nur die Spuren
der
Strahlenkranz erhalten.
C/ Mithras
1. Intercisa I. 333.
= CIMRM 1821.:
D.S.i.M.
Ant,
Veranus
pater pientissimus suo in loco fel.pos.
2. Intercisa I.
364. = CIMRM
1830.: Deo invicto
3. Intersica I.
367. = CIMRM
1829.: C a u t i .
4. Intercisa I.
368. = CIMRM
1835.: C a u t o p a t i .
M y t r h a e (sic)
5. Grosses Kultbild, s.oben.
6. CIMRM 1838.:
Verschollen.
Grosses Relief des Mithras-tauroktonos,
Fundort:
Vadas /am linken Ufer der Donau
entgegen von Intercisa/.
7. Intercisa I. 223.:
Der Gestalt eines H u n d e s B r u c h s t ü c k
eines Reliefes des Mithras-tauroktonos.
8. U n p u b l i z i e r t . Bruchstück eines kleinen Votivtafels.
9. Intercisa I. 393.
nen Votivtafels.
10.
CIMRM 1818.:
= CIMRM 1822.:
Bruchstück eines k l e i
Nicht identifizierbar.
Bruchstück einer Darstellung ries Mithras-
t a u r o k t o n o s . Fundort unbekannt.
Aufbewahrungsort:
Mu
seum von S z ö k e s f e h e r v ä r . Vielleicht aus Intercisa.
55
11.
Intercisa I. 390.:
Bruchstück der Statue
eines Fac k e l
trägers .
12.
13.
Intercisa
I . 235. : ders.
Intercisa I . 236.
Mütze.
C=Attis ]
= CIMRM 1836. : Kopf mit phrygischer
Fackelträger? Attis?
14.
Intercisa I . 394 . = CIMRM 1 B 2 3 . : Statue von Cautopates.
13.
Intercisa
I . 395.
= CIMRM 1824. : Löwenstatue.
/
56